„Halten Forderungen locker ein“
Quelle: Nordwest Zeitung | vom Dienstag, 28. September 2010 | Elsfleth | Seite 40
MODE W Interview mit Geschäftsführer Lars Clausen zur Modehaus-Erweiterung
Der Nordenhamer Bürgermeister Hans Francksen würfelt Quadratmeterzahlen bunt durcheinander. Das sagt Lars Clausen, Mode-W-Geschäftsführer, im Gespräch mit der NWZ. VON HANS-CARL BOKELMANN

CLAUSEN: Die Verkaufsfläche wird tatsächlich nur um 794 Quadratmeter erweitert. Die von Fancksen ins Spiel gebrachten 9100 Quadratmeter beziehen sich auf die Gesamtbruttofläche des Unternehmens. Darin enthalten sind unter anderem zwei Wohnungen, alle Technikräume für Heizung und Klima etc.. Mit eingerechnet worden sind von ihm zudem Wände und Lüftungsschächte.
FRAGE: Werden bewusst falsche Zahlen gestreut?
CLAUSEN: Ja. Fakt ist, dass die Verkaufsfläche derzeit 2150 Quadratmeter beträgt. Jetzt sollen die genannten 794 Quadratmeter hinzukommen. Das entspricht der erreichten Kompromisslösung, die in Hannover geprüft und bestätigt wurde.
FRAGE: Der Volksmund sagt, dass man Birnen nicht mit Äpfeln vergleichen darf…
CLAUSEN: …das stimmt. In der Rechnung des Nordenhamer Bürgermeisters Francksen werden Quadratmeterzahlen bunt durcheinandergewürfelt. Von der ursprünglich geplante Erweiterung um 2720 Quadratmeter reine Verkaufsfläche sind jetzt tatsächlich nur 794 Quadratmeter übrig geblieben. Diesem Kompromiss haben wir schweren Herzens zugestimmt. Und damit halten wird die Forderung der vorab in Auftrag gegebenen Verträglichkeitsprüfung zum Kaufkraftabfluss ganz locker ein.
FRAGE: Sind Sie vom Widerspruch des Nordenhamer Bürgermeister zur Teilbaugenehmigung überrascht worden?
CLAUSEN: Definitiv ja. Wir haben damit nicht gerechnet, weil sich die Stadt Elsfleth, der Kreistag, die Kreisverwaltung und das Ministerium am Ende einig waren, dass der Kompromissvorschlag so umzusetzen ist.
KOMMENTAR VON HANS-CARL BOKELMANN
Schweres Geläuf
Die Wesermarsch ist für saftige Weiden und schweres Geläuf bekannt. Dass dieses auch Unternehmen erhebliche Schwierigkeiten bereiten kann, lässt sich am Beispiel des Modehauses W in Bardenfleth bestens nachvollziehen. Einem Unternehmen, das auf eine 150-jährige Betriebsgeschichte zurückblicken kann und sich für die Zukunft ausrichten möchte, werden selbst nach einemmühsam errungenen Kompromiss erneut Knüppel zwischen die Beine geworfen. Obwohl alle politischen und raumordnerischen Fragen geklärt waren, ist Widerspruch gegen die vom Landkreis erteilte Teilbaugenehmigung eingelegt worden. Im Fußball nennt man so etwas Nachtreten – und der Schiedsrichter ist am Zug. Im Fall Mode W liegt der Fall anders. Hier wartet man jetzt auf den Beschluss des Verwaltungsgerichts in Oldenburg – und bis dahin werden wohl noch einige Spieltage ins Land gehen.