Ein Familien-Unternehmen mit langer Tradition

Drei Jahre, von 1850 bis 1852, war der aus Friesland stammende Blaufärber Jürgen Wessels ähnlich wie die Handwerkskollegen der Zimmermannszunft in Deutschland auf Wanderschaft, von Rostock und Wismar über Braunschweig und Berlin bis hin nach Passau und Altötting. Und dann war er von 1852 bis 1860 bei seinem Vater in Zetel, der auch Blaufärber war, tätig. 1860 machte er sich schließlich in Elsfleth in der Mühlenstraße 215 (heute Mühlenstraße 21) mit einer eigenen Färberei selbständig.
Jürgen Wessels erwarb das Haus in der Elsflether Mühlenstraße mit geliehenen 2000 Reichsthalern in Gold. Als Sicherheit galten dem Verleiher, Schmiedemeister Gerhard Henkensiefken, das Haus sowie das gesamte Eigentum des Färbers.
Zu den Kunden zählten Gerichtsaktuare und Rechnungssteller, Blockmacher, Weber, Schlaf- und Heuerbaas, Kahnschiffer, viele Kapitäne, Navigationslehrer, Lohgerber, Bierbrauer, Putzmacherinnen oder Grenzaufseher.
1880 verließ Jürgen Wessels Elsfleth, um in Bardenfleth eine größere Blaufärberei zu übernehmen. Nicht nur der größere Handwerksbetrieb war der Grund. Als vorteilhaft stellte sich auch die Vielzahl der Schneiderbetriebe in der näheren Umgebung heraus. Neben der Färberei gab es im Sortiment Stoffe und Nähzutaten, wie Garne, Nadeln, Knöpfe oder Schnallen. Handgefärbt wurden Kattune, Köper, Wollstoffe, sowie selbstgesponnene Wollstränge der Kundinnen hauptsächlich mit blauer Farbe, aber auch mit Schwarz, Braun, Silber und „Roth“. Grundsätzlich wurde angeschrieben, Zahltage waren im Frühjahr und im Herbst. Es kam aber auch vor, dass ein Tischler seine Rechnung mit einer Truhe oder einem Schrank beglich.
1888 wurde der Moorriemer Betrieb erweitert. Das Kurzwarensortiment wurde vergrößert und schließlich gab es bei Wessels auch Schürzen, Taschentücher, Unterwäsche, oder Wintermützen fertig zu kaufen.
Jürgen Wessels hatte inzwischen sein Geschäft an seinen Sohn Heinrich übergeben. In der Zeit des Ersten Weltkrieges stellte Wessels die Färberei nach und nach ein. 1923 übernahm der Sohn Karl Wessels die Firma.
Er setzte verstärkt auf den Verkauf von fertig eingefärbten Tuchen, und das in großem Ausmaß. Auf zweimal 20 Metern Breite stapelten sich die Stoffballen bis zur Decke. In den 30-er Jahren wurde der Betrieb nochmals vergrößert. Der kinderlose Karl Wessels ermunterte 1945 seinen Neffen Hermann Clausen, als Teilhaber in das Geschäft einzutreten. Ende der 50-er Jahre wurde es ihm überschrieben. 1956 wurde eine Bettenreinigung eingerichtet und das textile Sortiment mit Schuhen und Spielwaren, Glas und Porzellan ergänzt. Davon hat man sich dann später wieder getrennt.
1976 stiegen Hermann Clausens Sohn, Textilbetriebswirt Wilfried Clausen und seine Ehefrau Erika, ins Geschäft ein. In der sechsten Generation ist Sohn Lars seit Oktober 2004 Mitinhaber. 1997 wurde mit einem Anbau an das Stammhaus die Möglichkeit geschaffen, Mode, Wäsche und Accessoires für die ganze Familie auf zwei Etagen zu präsentieren und Markenlabels renommierter Hersteller attraktiv in Szene zu setzen.
Heute ist „Mode W“ mit über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Moorriemer Bereich und in der Region einer der größten Arbeitgeber.
In der Rangliste „Traditionsreiche Unternehmen“ des Verlags markt intern ist Mode W unter den fünf ältesten Textilgeschäften Niedersachsens.
Zeitliche Entwicklung in Stichpunkten:
1860
1880
1888
1905
1923
Karl Wessels, Sohn von Heinrich Wessels, übernahm die Firma.
1931
1938
1940
1945
1945/46
1948
Währungsreform. Vergrößerung der Verkaufsfläche auf die ursprüngliche Größe.
1952
1956
1965
1976
1978
1981
1985
1997
2000
2004
2006
2011
