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„Glücklich sind wir noch nicht“

Quelle: Nordwest Zeitung | vom Samstag, 12. März 2011 | Elsfleth | Seite 46

TISCHGESPRÄCH Mode-W-Inhaber Wilfried Clausen blickt auf sein Lebenswerk

Im NWZ-Gespräch wird deutlich: Der Unternehmer hat seinen Frieden mit der Erweiterung noch nicht gemacht. VON FELIX FRERICHS

Er kann noch lachen: Modehaus-Geschäftsführer Wilfried Clausen sprach am Freitagmittag mit NWZ-Redakteur Felix Frerichs beim Mittagessen im Panorama an der Kaje. BILD: JAN LEHMANN

ELSFLETH– Der Kellner bleibt kurz stehen. Er dreht sich zu Wilfried Clausen um und sagt leise: „Schön, dass das geklappt hat mit ihrer Erweiterung. Wir freuen uns alle.“ Wilfried Clausen lacht den jungen Mann freundlich an.

Dabei ist Wilfried Clausen nach Lachen bei diesem Thema eigentlich nicht zumute, wie er Freitagmittag der NWZ beim 6. Tischgespräch im Panorama an der Kaje verrät. „Die letzten vier Jahre haben ihre Spuren hinterlassen“, sagt Clausen nachdenklich bei einem Glas Apfelschorle. Er spielt auf das lange Tauziehen um die Erweiterung von „Mode W“ und das Bangen um eine Baugenehmigung in Bardenfleth an.

Der Kellner kommt noch mal vorbei. Die Bestellung. „Die 103“, sagt der 60-Jährige. Rollo Frutti diMare – Pizzateig mit Meeresfrüchten.

„Heute ist doch Freitag“, sagt Clausen und lacht dabei. „Freitag ist Fischtag“, fügt er hinzu. Als 25-Jähriger stieg Clausen in den Familienbetrieb ein. Er gehört zu den fünf ältesten Textilhäusern in Niedersachsen. Im letzten Jahr feierte Mode W 150. Geburtstag.

„Als ich vor 35 Jahren angefangen bin“, erzählt der Unternehmer, „war Moorriem noch eine eigenständige Gemeinde.“ Drei Jahre später wurde es Teil von Elsfleth.

Heute ist Wilfried Clausen 60 Jahre alt und blickt beim Tischgespräch auch auf sein Lebenswerk zurück – die Fortführung und die Entwicklung von Mode W. Letzteres gestaltete sich mehr als schwierig für den Betrieb. Grund war die Niedersächsische Raumordnung – in einem Unterzentrum wie Elsfleth darf ein Betrieb nur eine Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern haben.

„Aufgrund dieser Verordnung haben Betriebe keine Entwicklungschance“, sagt Wilfried Clausen und nippt nur kurz an seinem großen Glas Apfelschorle. Wenn er über das Thema spricht, wirkt er noch immer aufgebracht.

Im Oktober war Baubeginn für den genehmigten Anbau. „Mittlerweile liegt die Bodenplatte. Der Winter hat uns ein Zeitproblem beschert. Wir werden voraussichtlich im Spätherbst mit dem Bau fertig“, so der Inhaber.

„Früher habe ich gerne an Motorrädern und Mopeds gebastelt“, erzählt Clausen. Doch dann habe er sich für die kaufmännische Laufbahn entschieden. Er studierte 1973 und wurde Textilbetriebswirt. 1978 übernahm er mit seiner Frau Erika den Betrieb, der mittlerweile in der sechsten Generation geführt wird.

Wilfried Clausen räuspert sich. Was sind genau die Spuren, die der Ärger um die Erweiterung hinterlassen hat? „Ich glaube nicht mehr an die soziale Marktwirtschaft“, sagt er. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir vieles vielleicht ganz anders gemacht.“ Dann sagt er: „Glücklich sind wir noch nicht.“